4. Internationale Konferenz "Humanistische Medizin" 1993

Seit 1990 veranstaltet ZIST alljährlich die Konferenz HUMANISTISCHE MEDIZIN.

Die Schulmedizin hat dank der konsequenten Anwendung der Naturwissenschaft beeindruckende Fortschritte erzielt in der Beseitigung der großen Seuchen sowie in der operativen und medikamentösen Behandlung von Organschäden. Sie hat sich jedoch in gleichem Maße weit entfernt vom fühlenden, wert- und sinnorientierten und seinen Platz im Kosmos suchenden Menschen. Die subjektiv erlebende Person fühlt sich oft heillos verlassen als Konsumentin einer Medizin, die durch die fraglose Unterordnung des menschlich Sinnvollen unter das technisch Machbare weitgehend von der Heilkunde zum Reparaturbetrieb degeneriert ist. Der für menschliche Fragen offene Arzt sucht in seiner sachlich ausgerichteten Ausbildung in der Regel vergeblich nach geistiger Orientierung.

Mit der Konferenz HUMANISTISCHE MEDIZIN wollen wir Anstöße geben zur Entwicklung einer menschengerechten Heilkunst, die sich an einer der menschlichen Eigenart entsprechenden geistigen Perspektive orientiert. Wir richten uns damit sowohl an die Ärzte jeder Fachrichtung in Klinik und Praxis, als auch an Fachkräfte aus allen anderen Heil- und Sozialberufen sowie an alle an menschlichen Grundfragen interessierten Laien.

Die erste Konferenz HUMANISTISCHE MEDIZIN stand unter dem Leitthema 'Den ganzen Menschen heilen'; hier ging es um Aspekte ganzheitlicher Gesundheit. In der zweiten Konferenz zum Thema 'Innere und äußere Gesundheit - der Mensch in seiner Welt' wurde versucht, menschliche Gesundheit aus einer systemischen oder gar ökologischen Perspektive zu betrachten. Die dritte Konferenz zum Thema 'Übergänge im Leben' widmete sich der sich auf dem Lebensweg entfaltenden Person und dem gesunden Umgang mit Krisen und deren phasenspezifischen Herausforderungen.

In diesem Jahr haben wir das Thema "Medizin und Religion" gewählt in der Absicht, die Heilkunde noch direkter als bisher in ihrem geistigen Kontext zu betrachten. Dabei wird es sowohl um Medizintraditionen gehen, die in Dogma, Moral und Ritual einer überlieferten Religion eigebettet sind, als auch um den Einfluß einer religiösen (spirituellen) Ausrichtung von Arzt und Patient auf den Verlauf von Krankheit und Genesung im Bereich einer wissenschaftlich ausgerichteten Medizin.

Führende Vertreter verschiedener Religionen sowie für den religiösen Aspekt offene und in ihrem Fachgebiet hervorragende Naturwissenschaftler werden in diesem Zusammenhang wichtige, das geistige Spektrum der Heilkunde ergänzende Ansätze in Vorträgen und anschließenden Seminaren aufzeigen. Auf vielfältigen Wunsch werden am Nachmittag - parallel zu den von den Referenten des Vormittags geleiteten einmaligen Seminaren - durchlaufende Workshops unter der Leitung von erfahrenen Lehrern angeboten, in denen die Teilnehmer Gelegenheit zur kontinuierlichen Übung finden.

Wir freuen uns darauf, Sie im Herbst zu begrüßen.

Dr. med Wolf E. Büntig, Zist e.V.
Dieter Reichert, culturelife GmbH