Kongress "Ethics & Science in Business"
Wertschöpfung im Wandel
Wollen wir die wirtschaftlichen, und damit die ökologischen und sozialen Lebensbedingungen langfristig und nachhaltig verbessern, müssen
wir die Dimensionen der Auswirkungen unseres Denkens, Fühlens und Handelns in der wirtschaftlichen Wertschöpfungskette erkennen.
Die Schaffung eines Problembewusstseins
ist ebenso notwendig wie der Mut zum
Hinschauen und der Wille zur Veränderung.
Um die Komplexität der derzeitigen
Situation zu verdeutlichen, gibt es ein
anschauliches Beispiel von Manfred Max
Naef, einem Mitglied des Club of Rome:
Stellen wir uns die Welt als einen kleinen
Ort mit 1000 Einwohnern vor. In diesem
Dorf leben 564 Asiaten, 210 Europäer,
86 Afrikaner sowie 80 Süd- und 60
Nordamerikaner. 300 der 1000 Einwohner
sind Christen, darunter 183 Katholiken,
84 Protestanten und 33 Orthodoxe, 175
Einwohner sind islamischen Glaubens, 128
Hindus, 55 Buddhisten, 47 Animisten, und
210 gehören keiner Religionsgemeinschaft
an. Ein multikulturelles und multireligiöses
Gemeinwesen. Aber was sagt das über die
innere Struktur aus? In diesem 1000-Seelen-
Ort verfügen 60 Einwohner über 50 Prozent
der gesamten Einkünfte, die anderen 940
müssen die verbleibende Hälfte unter
sich teilen. 500 Einwohner leiden immer
noch an Hunger, 600 leben in Slums und
700 können weder lesen noch schreiben.
Diese Parabel, in der die tiefgehenden
Disparitäten der Weltbevölkerung reduziert
auf ein Dorf dargestellt werden, bringt das
Problem eindringlicher zum Ausdruck als die
absoluten Zahlen, die so ungeheuerlich sind,
dass sie den einzelnen als abstrakte Größen
unberührt lassen: Die 348 reichsten Familien
der Welt beispielsweise besitzen mehr
Vermögen als 2,6 Milliarden Menschen aus
der ärmeren Bevölkerungsmehrheit. Mehr
als ein Fünftel aller Menschen lebt in Elend
und Armut - und die Situation verschlimmert
sich von Tag zu Tag.
Dass wir noch kaum eines der in dem
Dorfparabel skizzierten Probleme in den
Griff bekommen haben, ist dabei höchst
bedenklich und überaus beängstigend.
Ein tiefgreifender Umdenkprozess und
Reformen in ökonomischen und ökologischen
Sichtweisen sind notwendig,
um die sozialen Strukturen zu verbessern
und wirtschaftliche Probleme in einer dem
Einzelnen angemessenen Art zu lösen.
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