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  Artikel: Alexandra Konstantinovna Chirkova  
 
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Alexandra Konstantinovna Chirkova:

Grenzüberschreitende Heilerin und Chirurgin Russlands
„Als Kind war ich oft krank, wurde sogar bewußtlos ins Krankenhaus eingeliefert. Ich fiel einfach plötzlich um und konnte mich später an nichts erinnern ... Ich war noch jung, als ich zum ersten Mal die Kraft spürte. Ich hatte Visionen, Vorahnungen. Doch ich war auch dickköpfig und emotional ... Vater versuchte, mir klarzumachen, daß dies nicht richtig war. Ich hatte einen Traum, in dem ich in eine Schlangengrube geworfen wurde. Ich hörte eine Stimme, die sprach: ‘Sie wird es begreifen. Sie wird es schaffen.’“ Viele Jahre später wurde Alexandra ärztliche Direktorin ihres Distrikts (Abyi) und Leitende Ärztin eines Krankenhauses in der Kreisstadt Belaia Gora. Im weißen Kittel half sie in den 1970er und 80er Jahren vielen Patienten, indem sie ihr medizinisches Wissen ebenso wie ihre intuitiven Heilkräfte nutzte.

Alexandra erzählte mir die Geschichte eines Patienten, die dieser später im Wesentlichen bestätigte: „Nikolai hatte Magenkrebs ... Ich hatte sehr große Bedenken, ihn anzunehmen. Er war in Jakutsk operiert worden, und als er zu mir kam, sah er aus, als würde er gleich sterben. Ich war entsetzt. Und seine Frau war zu Besuch bei ihrer Familie, die weit weg lebte. Ich erklärte ihm, wir müßten sie vielleicht telegraphisch zurückrufen. Aber ich mußte auch ihn wegschicken, sagte, er solle tags drauf wiederkommen, bis dahin würde ich mir überlegen, wie ich ihm helfen könnte. Ich brauchte ein Zeichen, daß ich ihm helfen sollte, daß ich ihm helfen könnte. Gut, das Zeichen kam, so daß ich ihn, als er mich am folgenden Tag aufsuchte, als Patienten annahm. Ich konnte mit geschlossenen Augen in ihn hineinsehen, die Eingeweide und ihren Inhalt, das Blut und den Krankheitsherd sehen. Ich erklärte ihm, ich würde ihn wie in Jakutsk operieren, aber nach meiner Methode. Er erbrach sich und entleerte Unmengen Blut und Verunreinigungen aus Mund und Darm . Als er sich wieder beruhigt hatte, sagte er, daß jemand hinter mir stünde. Als ich das hörte, wußte ich, daß es mein Vater war und daß Nikolai gesund würde. Ich sagte Nikolai, wenn er nach Hause käme, dürfe er kleine Mengen der Speisen essen, auf die er Lust habe.“

Alexandra stellte auch die Verbindung her zur Bedeutung der Ökologie für die Gesundheit der Gesellschaft: Wenn die Region durch Bergbauprojekte geschädigt wird, ist das nicht nur unmittelbar zerstörerisch, sondern es zerstört auch das empfindliche Gleichgewicht mit der spirituellen Welt. Die Einstimmung auf die Pracht der Berge ist viel mehr als ein ästhetisches Tonikum; sie ist die Bestätigung einer eingeborenen Philosophie, die den Menschen in ein größeres spirituelles System stellt und nicht über dasselbe, wie es das Sowjetsystem so eindeutig praktizierte.

1993 beschrieb Alexandra, wie ihre Therapiesitzungen ablaufen: „Wir entscheiden, in welcher Sprache wir mit den Teilnehmern an einer Gruppe arbeiten wollen. Manchmal ist es Sacha, manchmal Russisch. Ich singe ihnen Begriffe der Natur vor, Gebete, algys. Ich liebe meine Patienten, meine Kranken. Beruhige dich, sage ich. Jeder Einzelne ist Teil der Natur. Ich verwende Gesänge der Vögel, beschreibe den Duft von Dingen mit Worten, lasse sie die Sonne spüren. All dies hat eine Wirkung. Sie schließen die Augen. Manche sehen eine grüne Kugel. Manche sagen ‘Wir haben dich verloren’. Ich frage: ‘Was seht ihr denn?’ ‘Wir spüren bloß die Wärme, die von dir ausstrahlt. Wir sehen eine grüne Kugel.’ Als die Kranken das anfangs erzählten, wunderte ich mich. Sie sehen auch verschiedene Szenen aus ihrem Leben.“ Hilfsgeister schamanischer Heiler zeigen sich in vielerlei Gestalt; und Konstantin und seine Tochter führen die Tradition fort, sich mit tierischen Hilfsgeistern in Verbindung zu setzen (in der Sacha-Sprache heißen die wohlwollenden Geister Aiyy).

Von Marjorie Mandelstam Balzer